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Jenseits Stop-the-Clock: Wie Banken mit KI einen Vorsprung bei der nachhaltigen Finanzierung erzielen können

22nd April 2025

Die kürzlich erlassene „Stop-the-Clock“-Richtlinie der Europäischen Union, die am 14. April 2025 vom Europäischen Rat formell verabschiedet wurde, verschafft den Finanzinstituten sowohl Spielraum als auch strategische Fragen.

Mit dieser Richtlinie werden die Berichterstattungs- und Prüfungspflichten für bestimmte Unternehmen im Rahmen der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD), der EU-Taxonomieverordnung und der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CS3D) aufgeschoben. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des kürzlich vorgestellten EU-Vereinfachungspakets „Omnibus I“, das von der Europäischen Kommission Ende Februar 2025 zur Vereinfachung der EU-Nachhaltigkeitsvorschriften angenommen wurde.

Mit der Maßnahme werden zwei wichtige Regulierungsaufschübe eingeführt:

Eine zweijährige Verlängerung der CSRD-Umsetzung, die Großunternehmen, die noch nicht mit der Berichterstattung begonnen haben (Welle 2), und börsennotierten KMU (Welle 3) zusätzliche Vorbereitungszeit gewährt. Mit anderen Worten: Großunternehmen und Banken haben nun bis 2028 Zeit, um mit der CSRD-Meldung für das Geschäftsjahr 2027 zu beginnen, börsennotierte KMU folgen ein Jahr später.

Eine einjährige Verschiebung der ersten Umsetzungsphase und der Umsetzungsfrist der CSDDD von Juli 2027 auf Juli 2028, wovon vor allem die größten Unternehmen in der EU betroffen sind.

Dieser Schritt ist eine direkte Reaktion auf die Herausforderungen, die in den einflussreichen Berichten von Enrico Letta („Viel mehr als ein Markt“) und Mario Draghi („Die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit“) hervorgehoben wurden, in denen die dringende Notwendigkeit unterstrichen wurde, den Verwaltungsaufwand für Unternehmen zu verringern. In der zweiten Amtszeit von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen konzentriert sich die Europäische Kommission nun auf den Abbau von Bürokratie und die Verringerung des Meldeaufwands für Unternehmen, insbesondere für KMU, während sie gleichzeitig die kontinentalen Nachhaltigkeitsziele der EU im Rahmen der umfassenderen europäischen Green-Deal-Strategie vorantreibt.

Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt der EU am 16. April 2025 trat das Gesetz offiziell am 17. April 2025 in Kraft. Die Richtlinie muss nun in nationales Recht umgesetzt werden. Den Mitgliedsstaaten wurde dafür eine Frist bis zum 31. Dezember 2025 gesetzt.

Nachhaltige Finanzberichterstattung: Compliance oder Wettbewerbsdifferenzierung?

Für Führungskräfte von Finanzunternehmen ist die Bewältigung dieser regulatorischen Pause mit der CSRD und indirekt der EU-Taxonomie innerhalb des EU-Rahmens für nachhaltige Finanzen kein Signal zum Ausruhen – es ist eine große Chance, strategische Vorteile zu erlangen.

1. Von der Tick-Box-Compliance zur Strategie

Viele europäische Banken betrachteten ESG, die EU-Taxonomie und die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Finanzbereich zunächst als eine Art Compliance-Übung – ein Abhaken von Kästchen, angetrieben durch den regulatorischen Druck aus Brüssel. Die Fristverlängerung schafft Raum, um von dieser reaktiven Haltung zu einer proaktiven Strategie überzugehen, bei der Nachhaltigkeit zu einem zentralen Unternehmenswert und zu einem Unterscheidungsmerkmal auf dem Markt wird.

Anstatt nur minimale Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu erfüllen, können die Banken nun robuste Rahmenwerke für nachhaltige Finanzen entwickeln, die in die Geschäftsabläufe, das Risikomanagement, die Kreditvergabepraxis und die Kundenbeziehungen in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union integriert sind. Diese Grundlage wird sich als unschätzbar erweisen, unabhängig davon, wie sich die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung in den kommenden Jahren entwickeln werden.

2. Nachweis echter grüner Glaubwürdigkeit

Als das Omnibus-Paket zum ersten Mal von der Europäischen Kommission vorgeschlagen wurde, unterzeichneten 11 große internationale Unternehmen einen offenen Brief, in dem sie die Änderungen kritisierten, weil sie sich Sorgen über mögliche Unsicherheiten in der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen machten, aber auch, weil sie wahrscheinlich verstanden haben, dass es nicht an der Zeit ist, sich von der Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und einem nachhaltigeren Finanzsystem zurückzuziehen.

Finanzinstitute haben nun die einmalige Gelegenheit, ihren Kunden, Investoren und anderen Stakeholdern zu zeigen, dass ihre Initiativen zur nachhaltigen Finanzierung nicht nur auf die Einhaltung von Vorschriften abzielen, sondern echte strategische Prioritäten darstellen, die mit den Zielen des europäischen Green Deal übereinstimmen.

3. Mit Bereitschaft die Konkurrenten übertreffen

Finanzinstitute, die diesen verlängerten Zeitrahmen strategisch nutzen, werden ihre Konkurrenten überflügeln, wenn die Berichtspflichten schließlich EU-weit in Kraft treten. Wie Nachhaltigkeitsexperten nach der Abstimmung im Europäischen Parlament festgestellt haben, sollten Finanzinstitute dieses verlängerte Umsetzungsfenster nutzen, um ihre Infrastruktur für Nachhaltigkeitsdaten und ihre Berichterstattungskapazitäten zu stärken und sicherzustellen, dass sie gut aufgestellt sind, wenn die Anforderungen im Jahr 2028 vollständig in Kraft treten.

Diese Vorbereitung umfasst die Entwicklung von Systemen zur Erfassung und Analyse von Nachhaltigkeitsdaten, die Schulung von Mitarbeitern in Bezug auf Nachhaltigkeitsstandards, den Austausch mit Kunden über ihre Nachhaltigkeitsleistung im Vergleich zu den EU-Kriterien und die Sicherstellung, dass die Governance-Strukturen umfassende ESG-Strategien unterstützen können, die mit den Anforderungen der EU-Taxonomieverordnung und den Umweltzielen im Einklang stehen.

KI: Das unverzichtbare Instrument zur Einhaltung der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung

Trotz der derzeitigen Verzögerungen ist die „Stop-the-Clock“-Richtlinie der EU Teil eines laufenden Regulierungsprozesses. Der sich entwickelnde Charakter der Klimapolitik, die Initiativen der EU-Klimawissenschaft und die Erwartungen der Öffentlichkeit bedeuten, dass sich die Vorschriften zur finanziellen Nachhaltigkeit weiter verändern werden.

Dieser ständige regulatorische Wandel macht einen flexiblen, KI-gesteuerten Nachhaltigkeitsansatz für in der Europäischen Union tätige Banken unerlässlich. KI-Lösungen bieten erhebliche Vorteile, da sie Finanzunternehmen in die Lage versetzen, kritische Daten aus technischen Unterlagen mit hoher Präzision zu extrahieren und so die umfangreichen Informationen, die für die Einhaltung von Vorschriften erforderlich sind, effizient zu verarbeiten.

Wenn die Datenlage unzureichend ist – was insbesondere bei KMU-Kunden und kleinen Finanzinstituten häufig der Fall ist – können KI-Tools die Berechnung von Kohlenstoffemissionen und anderen technischen Screening-Kriterien unterstützen sowie das automatische Auslesen von Dokumenten und die Datenerfassung mithilfe der Verarbeitung natürlicher Sprache automatisieren.

Die Risikobewertung wird ebenfalls durch eine standortbezogene Analyse verbessert, die die Projektkoordinaten mit umfassenden geologischen und klimatischen Risikodatensätzen korreliert und so präzise Bewertungen ermöglicht, die mit den Do No Significant Harm-Kriterien übereinstimmen.

Die Flexibilität von KI-Architekturen ermöglicht es Instituten, revisionssichere Berichte zu erstellen und aufsichtsrechtliche Änderungen zu berücksichtigen, ohne dass ein grundlegendes System-Redesign erforderlich ist, sodass die Kontinuität der Compliance auch bei regulatorischen Änderungen gewahrt bleibt.

KI-Software für die EU-Taxonomie-Berichterstattung

Dydon AI’s Tools für Nachhaltigkeits- und EU-Taxonomieberichte

Bei Dydon AI haben wir innovative KI-Lösungen entwickelt, die speziell für europäische Banken und Finanzinstitute konzipiert sind. Unsere Tool-Suite zeichnet sich durch ihre Raffinesse und praktische Anwendung aus – mit EU-Taxonomie-Reporting und darüber hinaus.

Unser Spitzenprodukt, das TAXO TOOL, das in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) und der VÖB-Service GmbH entwickelt wurde, hat bei den European ESG Insight Awards die Auszeichnung „Best taxonomy data solution for ESG“ erhalten und wird bereits seit 2022 von führenden Banken zur Optimierung ihrer EU-Taxonomie-Meldeworkflows eingesetzt.

Jenseits der EU-Taxonomie: Eine umfassende Suite von KI-Lösungen

Neben dem TAXO TOOL bieten wir weitere KI-Lösungen an, die für den europäischen Regulierungskontext entwickelt wurden und Finanzinstituten und Unternehmen helfen, robuste Nachhaltigkeitsberichte und Compliance-Strategien zu entwickeln:

  • Überwachung von Konformitätslücken: Extrahiert und vergleicht Daten und Texte zwischen externen regulatorischen Dokumenten und internen Richtlinien und hebt Unterschiede hervor, um erforderliche Änderungen zur Erfüllung neuer regulatorischer Anforderungen leicht zu erkennen.
  • Automatische Auslesen von Dokumenten und Erfassen von ESG-Daten: Rationalisierung von Berichterstattungsprozessen durch automatisches Lesen, Erfassen und Extrahieren wertvoller ESG-Daten aus Dokumenten mit speziellen, auf Nachhaltigkeitsdaten geschulten KI-Agenten.
  • Private GPT: Unterstützung durch künstliche Intelligenz zum Schutz Ihrer Daten und der Daten Ihrer Kunden, Training privater GPTs auf Ihre Dokumente und Themen (z. B. Nachhaltigkeitsberichterstattung)

Die große Chance für Europäische Banken

Die „Stop-the-Clock“-Richtlinie der EU verschafft den Finanzinstituten wertvolle Zeit. Doch wie diese Zeit genutzt wird, wird den Unterschied zwischen Vorreitern und Mitläufern im Bereich der nachhaltigen Finanzen ausmachen. Anstatt diese Verzögerung als Grund für eine Verlangsamung von Nachhaltigkeitsinitiativen zu sehen, sollten führende Banken ihre Bemühungen beschleunigen, unterstützt durch hochentwickelte KI-Tools, die Nachhaltigkeitsstrategien effektiver und anpassungsfähiger machen.

In einer Zeit großer geopolitischer Umwälzungen und regulatorischer Veränderungen stellt sich nicht die Frage, ob Nachhaltigkeit in der EU wichtig bleiben wird – das wird sie mit Sicherheit -, sondern vielmehr, welche Finanzinstitute diesen Moment nutzen werden, um die technologischen Fähigkeiten und das organisatorische Fachwissen aufzubauen, die erforderlich sind, um in einer Zukunft zu gedeihen, in der Nachhaltigkeit für den geschäftlichen Erfolg von grundlegender Bedeutung ist, und um sich in Richtung einer nachhaltigen Zukunft zu bewegen.

Die führenden Banken werden diejenigen sein, die über die Einhaltung der Vorschriften hinaus die strategische Chance der Nachhaltigkeit sehen und die KI nutzen, um ihre Vision zu verwirklichen. Die Uhr mag bei den aufsichtsrechtlichen Fristen stehen geblieben sein, aber die Dynamik in Richtung nachhaltige Finanzen hält an, und die Banken sollten ihr Tempo jetzt beibehalten, damit sie den Weg weisen können, wenn die Uhr wieder läuft.

Erfahren Sie, wie unsere KI Ihnen helfen kann


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