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Green Asset Ratio erklärt: EU-Taxonomie-Berichterstattung für Banken

22nd Juli 2024

Ab 2024 hat ein bedeutender Wandel in der nachhaltigen Finanzwirtschaft stattgefunden, da die europäischen Banken nun verpflichtet sind, ihre Green Asset Ratio (GAR) auszuweisen. Dieser neu vorgeschriebene Leistungsindikator (Key Performance Indicator, KPI) wird die Transparenz und Rechenschaftspflicht im Bankensektor verändern. Die GAR gibt Aufschluss über den Anteil der Anlagen eines Kreditgebers, der Aktivitäten finanziert, die mit der Definition von Nachhaltigkeit in der EU-Taxonomie übereinstimmen, und kann so die Art und Weise verändern, wie Banken ihre grünen Investitionen angehen und darüber berichten.

Was ist die Green Asset Ratio?

Wie bereits erwähnt, misst die GAR das Nachhaltigkeitsengagement einer Bank, indem er den Anteil ihrer Finanzaktivitäten quantifiziert, die mit den Kriterien der EU-Taxonomie übereinstimmen.

Trotz der scheinbar einfachen Formel – das nachhaltig finanzierte Geschäftsvolumen und die nachhaltigen Investitionen werden addiert und die Summe durch das gesamte Geschäftsvolumen der Bank geteilt – ist die Umsetzung der GAR mit einigen Herausforderungen verbunden.

Anpassung der EU-Taxonomie: Die Feststellung, ob Finanzaktivitäten nach den strengen Kriterien der EU-Taxonomie als „nachhaltig“ eingestuft werden können, erfordert eine sorgfältige Bewertung und umfassende Datenanalyse. Dieser technische Screening-Prozess erfordert die Prüfung der Umweltauswirkungen jeder finanzierten Aktivität, eine Aufgabe, die Fachwissen und eine umfangreiche Datenanalyse erfordert. Die Herausforderung ist besonders groß bei Krediten an Firmenkunden, bei denen es schwierig sein kann, detaillierte Daten über die einzelnen finanzierten Aktivitäten zu erhalten. Das Fehlen standardisierter Berichtsformate und Datenlücken erschweren den Bewertungsprozess zusätzlich und machen ihn für die Finanzinstitute zu einem zeit- und ressourcenintensiven Unterfangen.

Bestehende Kreditportfolio: Die Bewertung der Nachhaltigkeit bestehender Kreditportfolios stellt nach wie vor eine erhebliche Belastung dar. Da die Banken mit der Bewertung der Nachhaltigkeit ihrer bestehenden Finanzierungen zu kämpfen haben, ist die Entwicklung eines standardisierten Ansatzes für deren Einbeziehung in die GAR-Berechnung eine ständige Herausforderung, die innovative Lösungen und die Zusammenarbeit der Branche erfordert. Während sich die GAR zunächst auf neue Kreditanträge konzentriert, ist die Einbeziehung bestehender Portfolios in der Tat eine anspruchsvolle Angelegenheit.

Die Pros und Contra der GAR, die in Berichten der European Banking Authority (EBA) und der European Banking Federation (EBF) hervorgehoben wurden, werden in einem späteren Abschnitt dieses Artikels näher untersucht.

Der Zusammenhang zwischen der Green Asset Ratio, den EU Green Bond Standards und der EU Taxonomie

Der European Green Bonds, oft abgekürzt als EuGBs, halten sich an eine Reihe einheitlicher Standards, die im EU-Rechtsrahmen festgelegt sind. Diese Bonds sind für die Finanzierung oder Refinanzierung nachhaltiger Projekte und Aktivitäten bestimmt. Die Erlöse aus diesen Anleihen müssen vollständig für Projekte verwendet werden, die mit der EU-Taxonomie für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten übereinstimmen.

Um Transparenz und Glaubwürdigkeit zu gewährleisten, unterliegt die Emission europäischer grüner Anleihen strengen Anforderungen, einschließlich externer Prüfungen vor und nach der Emission. Bei diesen Überprüfungen wird bewertet, ob die Verwendung der Anleiheerlöse mit der EU-Taxonomie übereinstimmt und welche Auswirkungen die finanzierten Projekte haben.

Die European Green Bonds sind ein wichtiges Instrument in den Bemühungen der EU, nachhaltige Finanzmittel zu mobilisieren und den Übergang zu einer grüneren Wirtschaft zu unterstützen. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, in ökologisch nachhaltige Projekte zu investieren, und helfen gleichzeitig den Emittenten, Kapital für ihre grünen Initiativen zu beschaffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die EU-Taxonomie die Grundlage für die Definition nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten bildet, dass der EU Green Bond Standard die Finanzierung von „grünen“ Projekten die mit der Taxonomie übereinstimmen, sicherstellt, und dass die „Green Asset Ratio“ eine Kennzahl ist, mit der der Anteil grüner Vermögenswerte im Besitz von Finanzinstituten bewertet wird. Diese drei Elemente sind miteinander vernetzt und arbeiten zusammen, um nachhaltige Finanzen zu fördern und den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft in der EU zu unterstützen.

Potenzial und Schwächen dieses neuen KPI

Die von der European Banking Authority (EBA) skizzierte Green Asset Ratio bietet ein erhebliches Potenzial für die Förderung nachhaltiger Finanzen. Zum Beispiel kann sie die Transparenz erhöhen, indem sie Informationen über die Umweltleistung der Anlagen von Banken standardisiert und den Stakeholdern hilft, die Ausrichtung auf Nachhaltigkeitsziele besser zu verstehen. Der GAR kann die Auswirkungen der Banken, einschließlich grüner Kredite, sichtbarer machen, umweltfreundlichere Praktiken fördern, nachhaltige Aktivitäten verstärken und die Entwicklung neuer nachhaltiger Finanzprodukte und -dienstleistungen anregen und gleichzeitig den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft durch die Förderung grüner Kredite und Investitionen unterstützen.

Inzwischen können Investoren den GAR nutzen, um die Nachhaltigkeit von Finanzinstituten zu bewerten, wodurch es theoretisch einfacher wird, die Umweltleistung von Banken zu vergleichen.

Auch wenn der GAR theoretisch einen wesentlichen Schritt nach vorne für ein umweltfreundlicheres Bankwesen darstellt, hat er doch auch einige klare Grenzen. In diesem Sinne ist der Die European Banking Federation (EBF) analysierte die folgenden Themen:

  • Begrenzter Anwendungsbereich: Der GAR deckt einen großen Teil der von Banken finanzierten Wirtschaft nicht ab, darunter 99 % der europäischen KMU und Nicht-EU-Geschäftspartner.
  • Asymmetrie: Die Berechnung der GAR ist asymmetrisch, da Forderungen an KMU und Nicht-EU-Unternehmen in den Nenner, aber nicht in den Zähler einbezogen werden, was die Quote künstlich senkt.
  • Mißverständliche Vergleiche: Die strukturellen Merkmale der GAR können zu irreführenden Vergleichen zwischen Banken mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und Kundenstämmen führen.
  • Herausforderungen bei der Umsetzung: Die Bewertung und Dokumentation der Angleichung an die EU-Taxonomie kann kompliziert sein, insbesondere für Privatkunden und die Finanzierung von Erträgen aus Erträgen.
  • Begrenzte Aussagekraft: Der GAR ist eine Momentaufnahme des aktuellen Stands und spiegelt nicht die Fortschritte der Banken oder Unternehmen beim Übergang wider. Er sollte nicht die einzige Messgröße für die Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung sein.

Nach diesem kurzen Überblick scheint es Raum für Verbesserungen zu geben, und die Europäische Kommission könnte in naher Zukunft Änderungen vornehmen, um die Zusammensetzung des GAR neu zu bewerten. Aber es scheint auch ein wichtiger Ausgangspunkt zu sein, und die Finanzinstitute müssen sich organisieren, um Prozesse zur Bewertung ihrer Investitionen zu identifizieren.

Nutzung von KI zur Rationalisierung der EU-Taxonomie-Berichterstattung: eine praktische Lösung für Banken

Angesichts der Komplexität der Bewertung und Einstufung von Finanzaktivitäten als „nachhaltig“ im Rahmen der EU-Taxonomie wenden sich die Banken zunehmend innovativen Lösungen wie künstlicher Intelligenz (KI) zu. KI-gestützte Tools können die Compliance-Prozesse im Zusammenhang mit der EU-Taxonomie und folglich auch für die GAR-Berechnung und -Berichterstattung rationalisieren und verbessern. Der Einsatz von Algorithmen des maschinellen Lernens (ML) und der Verarbeitung natürlicher Sprache (NLP) kann die Analyse großer Datenmengen effizient unterstützen, um die Übereinstimmung mit den Kriterien der EU-Taxonomie zu bewerten.

Mehrere deutsche Finanzinstitute haben bereits KI-gestützte Lösungen eingeführt, um ihre EU-Taxonomie-Berichterstattung zu vereinfachen. Das TAXO TOOL wurde von Dydon AI in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) und seiner Tochtergesellschaft VÖB-Service entwickelt, um die spezifischen Bedürfnisse der europäischen Banken zu erfüllen.

Das TAXO TOOL wird von den Landesbanken BayernLB, NordLB, SaarLB, LBBW und durch den Rahmenvertrag mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) von zahlreichen Sparkassen eingesetzt, wie z.B. Sparkasse Bremen, Frankfurter Sparkasse, Hamburger Sparkasse, Sparkasse Mainfranken, um nur einige zu nennen, und von der Oldenburgische Landesbank (OLB). Durch eine Partnerschaft mit der vdpResearch GmbH kann das TAXO TOOL auch von Pfandbriefbanken, Kreditgenossenschaften, Privatbanken und unabhängigen Immobiliengutachtern benutzt werden.

Auf dem Weg der europäischen Banken in eine nachhaltigere Zukunft hat sich KI als unschätzbaren Partner erwiesen. Indem sie diese Technologie neben dem unersetzlichen Wert menschlicher Expertise nutzen, können Finanzinstitute sicher durch die Komplexität der EU-Taxonomie navigieren, die Einhaltung der Vorschriften sicherstellen und den Übergang zu einer grüneren Wirtschaft beschleunigen.


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